Start in den Tag

Niemand hätte es für möglich gehalten, doch Lucy wuselt nun bereits seit drei Monaten in ihrem neuen Leben und mit der ganzen WG umher. Unser oder sagen wir Lucys Tag, ist mittlerweile auch ganz klar strukturiert und jede Abweichung davon bedeutet Stress, besonders für mich. Deshalb eine Echtzeit-Übersicht des (seitdem-Lucy-da-ist)Früh-Alltags:

5:30 Uhr

Nachdem der Wecker den leblos wirkenden menschlichen Körper zum Aufstehen oder Rausfallen gebracht hat, geht es ohne Umwege zu den Mädels. Noch kein Tropfen Koffein in Sicht und den Lichtschalter in letzter Sekunde treffend, erschallt ein durch starkes Gähnen kaum verständliches: „Lucyyyyyyyyy, freeesssseeen!?“

Auf dem Weg zur kätzischen Energie-Aufladestation wird der Rest der Bande begrüßt. Elli schreit derweilen alles zusammen, weil sie beim Streicheln weglief und es sich in den darauffolgenden zehn Sekunden doch anders überlegte. An den Näpfen angekommen, nimmt ein Großteil der Damen ihren jeweiligen Platz ein, pure Solidarität, wenn ihr mich fragt.

Lucy wird, mehr oder weniger freiwillig, dafür jedoch liebevoll, in ihren SureFeed geschoben. Nach ungefähr sieben Minuten menschlicher Wartezeit und wiederholter Überprüfung ob ich tatsächlich noch anwesend bin, wach versteht sich, seitens Lucy, ist die erste Runde vorbei. Sie hat sagenhafte drei Gramm Nassfutter und vier Gramm Trockenfutter verzehrt. Doch jeder Bissen zählt nun mal. 

5:37 Uhr

Ohne sich beim mehrmaligen Stolpern über Rosi, ernsthaft zu verletzen, geht es direkt zur Koffeinbar. Gefolgt von Elli, die immer noch schreit, weil sie sich benachteiligt fühlt und Katie, die unbedingt ebenso in die Küche möchte. 

06:01 Uhr

Die Zeit der Medikamentenausgabe ist, um genau 60 Sekunden, überschritten. Katie zerschlägt fast die Zwischentür im Flur, da sie endlich Hühnchen mit Käse möchte und Lucy verbreitet durch ihre freundlich gemeinten Kopfnuss-Attacken Angst und Schrecken unter den anderen wartenden Vierpfötlerinnen.

06:02 Uhr

Rosi schreit auf, Lucy hat sie mit einer Kopfnuss getroffen. Mehrmals, so wie es klingt. 

06:03 Uhr

Katies Tabletten verschwinden im Käse, dass Hühnchen wird so zerkleinert, dass auch der zahnlose Teil etwas davon genießen kann. Für Lucy gibt es Flüssigfutter, angereichert mit Arnica-Globuli, SUC und einem Topping von Porus One.

06:05 Uhr

Beide Schälchen erreichen den Flur. Lucy stürzt sich sofort auf ihr Gemisch, während Katie auf einen Hocker springt, tretelt und parallel sabbert. Käse. Zwei Mal ihrerseits geatmet und dieser ist direkt verschwunden. Lucy hat derweilen entschieden, das alles nicht mehr zu möchten, was Rosi unbemerkt sehr freut.

06:07 Uhr

Rosi wehrt sich lautstark und mit den Pfoten fuchtelnd, da ihr das Schälchen weggenommen wird. Lucy geht. Die Menschin läuft hinterher und stellt es ihr alle drei Sekunden erneut unter die Nase, ohne Erfolg.

06:11 Uhr

Lucy möchte es jetzt doch aufessen. In der Zwischenzeit und mit prüfendem Blick, was Rosi so treibt, wird das Hühnchen verteilt.

06:17 Uhr

Im gesamten Wohnraum klebt nun Hühnchen mit Soße auf dem Boden. War wohl zu viel, weggeschleppt und in den dunkelsten Ecken versteckt werden, konnte es allerdings. 

06:20 Uhr

Elli ist wieder eingefallen, dass sie beim Streicheln übergangen wurde. Da ihre Klagelaute vorhin keine Aufmerksamkeit erlangten, sitzt sie nun direkt, lautstark ihre Gefühle kommunizierend, vor der Tür. Kurz reingeschaut um das Versäumte nachzuholen, hüpft sie jedoch sofort weg.

06:45 Uhr

Saubere Näpfe mit frischen Futter erreichen das Arbeitszimmer. Alle springen, miauen oder auf dem Boden rollend umher, als hätten sie seit Tagen keine Nahrung mehr bekommen. Außer Katie, sie ist vom Hühnchen erstmal satt.

Lucy überlegt noch und Elli findet es wesentlich amüsanter, Rosi vom Fressen abzuhalten, indem sie sich mit in ihren Napf drängelt. Rosi packt sich also das Trockenfutter, wie ein Hamster, zwischen die Backen, geht und spuckt es mitten im Wohnzimmer wieder aus. Neben dem langsam zu trocknen beginnenden Hühnchen.

07:03 Uhr

Die Mädels haben gefressen, Lucy 18 Gramm Nassfutter und neun Gramm Trockenfutter, immerhin. Die Futterreste-Verwertungs-Anlagen sind bereits gesäubert und das Hühnchen auf dem Boden fast vollständig beseitigt.

So ist er, der (tägliche) Start in den Tag.

Großstadtkatze

Das bin ich: Petra Kichmann, zugezogene Dresdnerin mit fehlendem sächsischen Dialekt, katzenverrückt, jedoch ohne Hang zum Katzenkitsch. Die Mädels sind der Grund für den Blog, das Plüsch überall, die Sisalflächen und dafür, dass ich ein echter Fan von Fusselrollen bin.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Evelin Noack

    Mir scheint du brauchst ein Dienstmädchen, damit das früh ruckzuck geht. 😍
    Ich liebe deine Beiträge um das kätzische Leben bei euch.

  2. Kerstin

    Ahh herrlich. Es war mal wieder, als wären wir dabei gewesen. Für meine Seite war es sehr lustig 🤣

  3. Mary

    Also richtig toll geschrieben. Einfach nur niedlich.😂

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